Vision for the World, Nepalreise 2018
Thomas Ruppert-Mauroner (Nepalhilfe in kleinem Rahmen), Jutta Deckert (Rupp+Hubrach), Gaby Jackson und Brigitte Nachtmann-Leitl (uvex safety group) sowie Manfred Losert (Verein Nepalhilfe in kleinem Rahmen)

Redaktion:
Seit 2012 arbeiten Sie für Vision for the World in Nepal. In jedem Jahr waren Sie mehrere Wochen in Biratnagar und Lahan?

Brigitte Nachtmann-Leitl:
Ja, das stimmt. Auch in diesem Jahr flog ich in meinem Urlaub wieder nach Nepal. Seit 2012 war ich nun insgesamt schon zum sechsten Mal im Südosten von Nepal im Auftrag von Vision for the World tätig. Meine Aufgabe von Anfang an war es, den Mitarbeitern der beiden Augenkliniken im Rahmen des Eastern Regional Eye Car Programm die korrekte Fertigung von optischen Brillen näher zu bringen. Im Fokus meiner Arbeit stand dabei Vermittlung von modernen Standards der korrekten Fertigung von Brillen mit den Möglichkeiten, die vor Ort in Nepal vorherrschen.

Redaktion:
Was stand im Jahre 2018 speziell auf der Agenda Ihrer Tätigkeit?

Brigitte Nachtmann-Leitl:In diesem Jahr war vieles anders als sonst. Im vergangenen Jahr hatte ich bereits tatkräftige Unterstützung von Frau Jutta Deckert, einer Augenoptikerin, die beim Bamberger Brillenglashersteller R+H arbeitet. In diesem Jahr begleitete uns zusätzlich Frau Gaby Jackson, die den uvex Optikshop in Fürth leitet. Die Vergrößerung des Teams hatte seine Gründe, denn in diesem Jahr stand ein neues zusätzliches Projekt an – ein Augen-Sreening an einer Schule mit einer Verteilaktion von in Deutschland gesammelten Brillen.

Redaktion:
Wie kamen Sie auf dieses Projekt in den Bergen Nepals?

Brigitte Nachtmann-Leitl:
Eine Aktion in den Bergen von Nepal ist stets mit großem Aufwand verbunden und nimmt viel Zeit in Anspruch. Deshalb haben wir uns für unser neues Pilotprojekt ein für uns leichter zugängliches Ziel in den Bergen ausgewählt. Und zwar die Shre Gramin Devi Schule in Nuwakot, die von der „Nepalhilfe im kleinen Rahmen“ errichtet wurde und nach dem Erdbeben in 2015 wiederaufgebaut wurde. Das Timing unserer Reise in den Bergen für dieses Projekt war perfekt. Manfred Losert, Vorsitzender der „Nepalhilfe im kleinen Rahmen“ hatte ohnehin geplant, in diesem Jahr die Schule zu besuchen und einzuweihen. Deshalb haben wir uns vor der Nepalreise abgesprochen und sind gemeinsam am 11. März 2018 nach Nepal gereist.

Redaktion:
Wie gestaltete sich das Augen-Screening vor Ort in der Schule?

Brigitte Nachtmann-Leitl:
Da im Rahmen der Einweihungsfeier der Schule viele Personen in der Schule erwartet wurden, hat es sich zwangsläufig angeboten, das Schul-Sreening genau in dieser Schule durchzuführen. Auf Grund meiner inzwischen recht guten Kontakte vor Ort in Nepal gelang es mir, darüber hinaus eine junge Optometristin aus Kathmandu zur Unterstützung zu gewinnen. Ihre Aufgabe war es, die Augen der Schüler und der Angehörigen auf augenmedizinische Auffälligkeiten zu untersuchen und die Personen für eine spätere Behandlung in der Hauptstadt vorzumerken. Weiterhin hat sie meine Kollegin Frau Jackson unterstützt. Frau Jackson überprüfte als Augenoptikermeisterin die Sehschärfe mit Hilfe der Skiaskopie. Auf von ihnen selbst entworfenen „Verordnungen“ wurden die Brillenwerte notiert. Frau Jutta Deckert und ich konnten dann die jeweilig benötigten Brillen entsprechend zuordnen. Unterstützt wurden wir aber auch vom Lehrkörper der Schule, der sich der Aktion gegenüber sehr aufgeschlossen zeigte. Auch einige engagierte Schüler haben uns geholfen.

Redaktion:
Was konnten Sie bei dem Augen-Sreening in der Schule erreichen?

Brigitte Nachtmann-Leitl:
In den knapp zwei Tagen konnten wir bei rund 400 Personen die Augen mit dem Skiaskop vermessen und über 300 Brillen oder Sonnenbrillen verteilen. Neben den Sonnenbrillen, die besonders bei den Schülern sehr beliebt waren, wurden vor allem Lesebrillen benötigt. Sowohl Lesebrillen als auch Sonnenbrillen müssen wir demnächst viel mehr mitnehmen. Exotische Stärken, wie wir sie in Deutschland teilweise haben, wurden überhaupt nicht gemessen. Einige Kinder konnten wir nicht direkt mit einer neuen Brille versorgen. Für diese Kinder habe ich dann bei meinem Aufenthalt in Biratnagar Brillen in der optical unit fertigen lassen. Die Brillen haben inzwischen die Kinder erhalten. Insgesamt war die Screening-Aktion in der Schule überaus erfolgreich. Sicherlich werden wir im nächsten Jahr ähnliche Projekte durchführen.

Redaktion:
Vision for the Word hat mit seiner Brillen-Sammelaktion sowohl regional in der Region Nürnberg/Fürth als auch überregional große Aufmerksamkeit und eine bislang hohe Abgabebereitschaft an nicht mehr benötigten Brillen erfahren. Sie haben selbst Brillen aus der Sammelaktion vermessen und später an die bedürftigen Menschen in Nepal verteilt. Wie beurteilen Sie aus Ihrer Sicht die bislang sehr erfolgreiche Sammelaktion?

Brigitte Nachtmann-Leitl:
Seit 2016 nimmt Vision for the World Brillenspenden von Optikern und privaten Personen entgegen, um mit diesen Brillen den Bedürftigen in Nepal zu helfen. Über 16.000 gesammelte Brillen sprechen für den bisherigen großen Erfolg dieser Aktion. Die in Deutschland gesammelten Brillen wurden vor meiner Reise nach Nepal von Frau Jutta Deckert und von mir mit ein paar freiwilligen Helfern in zahlreichen Wochenend-Aktionen gereinigt, gemessen und teilweise wieder repariert. Rund 1500 Brillen haben wir bie unserem diesjährigen Aufenthalt unter augenmedizinischen Gesichtspunkten fachgerecht zu verteilen. Vision for the World legt auf Nachhaltigkeit großen Wert. Deshalb verstand es sich von selbst, dass wir Brillen nur dort verteilen, wo die Bevölkerung keine andere Möglichkeit hat, eine Brille als korrekte Sehhilfe zu erhalten. So zum Beispiel bei dem Augen-Screening in der Schule in den Bergen. Wir wollen und möchten auf keinem Fall durch unsere Sammelaktion einem nepalesischen Optiker seine Existenzgrundlage entziehen.